6 Uhr morgens – kein Wecker, wir müssen trotzdem langsam aus den Federn, bzw. aus dem Stroh. Bisher hatten wir kein Regen. Es wird zwar langsam kühler, aber wir sind dafür bestens vorbereitet. Dass mit Stroh gefüllte Matratzen gut isolieren und warm halten wissen wir schon länger aus eigener Erfahrung.
Ab heute Morgen sind wir endgültig für die Dauer unseres Aufenthaltes in historischer Kleidung. Vorher war noch die ganze Mannschaft beim Waschzuber angetreten.
Ein kurzes Frühstück musste reichen, denn wir wollten auf den Wochenmarkt in Uslar Gemüse und Obst kaufen.
Dort angekommen waren wir natürlich eine kleine Attraktion zumal wir teilweise von zwei netten Lokalredakteurinnen mit Fotoapparaten begleitet wurden. Ungläubige und irritierte Blicke der Marktbesucher begegneten wir, in dem wir die Menschen direkt ansprachen und über die Hintergründe dieser Aktion berichteten. Überraschend für uns war, dass sehr viele Marktbesucher das Nienoverhaus kannten und überrascht waren, dass nicht nur am Wochenende dort „was los ist“. Natürlich durften vereinzelt nicht die uns wohl bekannten Kommentare fehlen, wie z. B. „Tragen Sie immer solche Kleider?“
Wieder zu Hause angekommen bereiteten wir unser verspätetes Frühstück vor – begleitet von den ersten Gästen. Den ganzen Tag über hatten wir immer wieder vereinzelt kleine Besuchergruppen. Gestern waren es eher Wanderer, die zufällig vorbeikamen. Heute hatten wir auch einige sehr interessierte Besucher, die speziell wegen dem Nienoverhaus kamen und sich vorher bereits über das Programm im Internet informierten.
Nachmittags hat uns der Alltag wieder voll erwischt. Die große Putzaktion am Donnerstag hat so gut wie nichts gebracht. Alles ist wieder von Staub bedeckt. Im Haus herrscht immer ein guter Luftzug, der den Staub am Boden aufwirbelt und munter verteilt. Der Boden des Nienoverhauses braucht dringend eine zusätzliche Deckschicht !
Die Kinder nutzen den Nachmittag um mit diversen Gebrauchsgegenständen ihren Unfug zu treiben.
Thorsten hat eine neue Theorie über die Feuerstelle im Nienoverhaus. Die tief gelegene Feuerstelle ist soweit bekannt ein bauhistorischer Einzelfall. Da Thorsten für das Feuer zuständig ist konnte er genug Erfahrung sammeln mit den Tücken der Luftströmungen im Haus. Seine Theorie: Die Feuerstelle ist aufgrund der tiefen Lage windgeschützt. Wenn die Feuerstelle höher wäre, hätten wir einigen Funkenflug im Haus. Nunja, es ist eine Theorie 😉
Frauke, Dorit und Thorsten verbrachten den Nachmittag damit, das Abendessen vorzubereiten.
Thomas setzte sich in seine Schuhmacherwerkstatt und machte sich erstmal an notwendige Schuhreparaturen.
Geschafft ! Wir sitzen endlich zusammen und genießen das leckere Abendessen. Es gab Huhn in Mandelmilch mit Erbsen vom Markt und aus dem Garten des Nienoverhauses.
Beim Abendessen hat Thorsten schon wieder eine Theorie: Die Menschen im Mittelalter gingen nicht früh zu Bett weil es dunkel war, sondern weil sie einfach nur müde waren – könnte hinkommen 🙂
Es ist 21 Uhr. Das Geschirr ist gespült, es ist noch ein wenig Kleinholz gehackt und Thomas sitzt mit dem Laptop in der Kemenate und bereitet den blog vor.
Morgen ist Samstag und das Wochenende beginnt. Durch die am Wochenende erscheinenden Presseartikel in der Region erwarten wir einen größeren Besucherandrang – wir freuen uns darauf. Und wenn alles gut geht haben wir morgen frisches selbst gebackenes Sauerteigbrot und selbst gemacht Butter.