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Nienover Tag 3 Freitag

6 Uhr morgens – kein Wecker, wir müssen trotzdem langsam aus den Federn, bzw. aus dem Stroh. Bisher hatten wir kein Regen. Es wird zwar langsam kühler, aber wir sind dafür bestens vorbereitet. Dass mit Stroh gefüllte Matratzen gut isolieren und warm halten wissen wir schon länger aus eigener Erfahrung.

Ab heute Morgen sind wir endgültig für die Dauer unseres Aufenthaltes in historischer Kleidung. Vorher war noch die ganze Mannschaft beim Waschzuber angetreten.

Ein kurzes Frühstück musste reichen, denn wir wollten auf den Wochenmarkt in Uslar Gemüse und Obst kaufen.

Dort angekommen waren wir natürlich eine kleine Attraktion zumal wir teilweise von zwei netten Lokalredakteurinnen mit Fotoapparaten begleitet wurden. Ungläubige und irritierte Blicke der Marktbesucher  begegneten wir,  in dem wir die Menschen direkt ansprachen und über die Hintergründe dieser Aktion berichteten. Überraschend für uns war, dass sehr viele Marktbesucher das Nienoverhaus kannten und überrascht waren, dass nicht nur am Wochenende dort „was los ist“. Natürlich durften vereinzelt nicht die uns wohl bekannten Kommentare fehlen, wie z. B. „Tragen Sie immer solche Kleider?“

Wieder zu Hause angekommen bereiteten wir unser verspätetes Frühstück vor – begleitet von den ersten Gästen. Den ganzen Tag über hatten wir immer wieder vereinzelt kleine Besuchergruppen. Gestern waren es eher Wanderer, die zufällig vorbeikamen. Heute hatten wir auch einige sehr interessierte Besucher, die speziell wegen dem Nienoverhaus kamen und sich vorher bereits über das Programm im Internet informierten.

Nachmittags hat uns der Alltag wieder voll erwischt. Die große Putzaktion am Donnerstag hat so gut wie nichts gebracht. Alles ist wieder von Staub bedeckt. Im Haus herrscht immer ein guter Luftzug, der den Staub am Boden aufwirbelt und munter verteilt. Der Boden des Nienoverhauses braucht dringend eine zusätzliche Deckschicht !

Die Kinder nutzen den Nachmittag um mit diversen Gebrauchsgegenständen ihren Unfug zu treiben.

Thorsten hat eine neue Theorie über die Feuerstelle im Nienoverhaus. Die tief gelegene Feuerstelle ist soweit bekannt ein bauhistorischer Einzelfall. Da Thorsten für das Feuer zuständig ist konnte er genug Erfahrung sammeln mit den Tücken der Luftströmungen im Haus. Seine Theorie: Die Feuerstelle ist aufgrund der tiefen Lage windgeschützt. Wenn die Feuerstelle höher wäre, hätten wir einigen Funkenflug im Haus. Nunja, es ist eine Theorie 😉

Frauke, Dorit und Thorsten verbrachten den Nachmittag damit, das Abendessen vorzubereiten.

Thomas setzte sich in seine Schuhmacherwerkstatt und machte sich erstmal an notwendige Schuhreparaturen.

Geschafft ! Wir sitzen endlich zusammen und genießen das leckere Abendessen. Es gab Huhn in Mandelmilch mit Erbsen vom Markt und aus dem Garten des Nienoverhauses.

Beim Abendessen hat Thorsten schon wieder eine Theorie: Die Menschen im Mittelalter gingen nicht früh zu Bett weil es dunkel war, sondern weil sie einfach nur müde waren – könnte hinkommen 🙂

Es ist 21 Uhr. Das Geschirr ist gespült, es ist noch ein wenig Kleinholz gehackt und Thomas sitzt mit dem Laptop in der Kemenate und bereitet den blog vor.

Morgen ist Samstag und das Wochenende beginnt. Durch die am Wochenende erscheinenden Presseartikel in der Region erwarten wir einen größeren Besucherandrang – wir freuen uns darauf.  Und wenn alles gut geht haben wir morgen frisches selbst gebackenes Sauerteigbrot und selbst gemacht Butter.

Nienover Tag 2 – Donnerstag

6 Uhr morgens – wir haben vergessen unseren Wecker auszustellen, der noch in einer modernen Tasche neben dem Bett stand.

Nun gut – es gab ja auch viel zu tun. Im Prinzip verbrachten wir den ganzen Tag damit, den vorhandenen mit unserem mitgebrachtem Eigentum sinnvoll zu kombinieren, so dass wir die nächsten Tage mit allem gut arbeiten können. Dabei stellten wir fest, dass sich sehr viel Staub im ganzen Haus niedergelegt hat, der auch munter durch das Haus wirbelte wenn ein Windstoss kam. Wir beschlossen, die Putzaktion noch mit moderner Kleidung durchzuführen.

Also Grossputz war angesagt, nicht nur das Haus auch das vorhandene Geschirr haben wir auf Vordermann gebracht.

Dorit beim "Staubwischen"

Den Staub auf dem ganzen Boden versuchen wir Herr zu werden, in dem wir in die Fugen etwas Wasser zum Binden kippen.

Thomas ließ es sich nicht nehmen, seine Schusterwerkstatt einzuräumen – gut so, dann stand auch nichts mehr im Weg von ihm.

Gegen Abend bereiten Dorit, Frauke und Thorsten zum letzten Mal noch in moderner Kleidung das Abendessen zu.

Insgesamt gesehen war es aufgrund der Putz- und Räumaktionen ein recht anstrengender Tag. Gefreut hat uns, dass trotz normalem Wochentag ca. 20 interessierte Besucher den Weg in das Nienoverhaus gefunden haben, die sich ausgiebig informiert haben, was wir denn hier überhaupt machen 🙂

Morgen, am Freitag, wird ein Teil von uns auf den Wochenmarkt von Uslar gehen – in mittelalterlicher Bekleidung und Kiepe. Wir sind gespannt auf die Reaktionen auf dem Wochenmarkt und werden ein wenig Werbung machen für das Nienoverhaus.

 

Ankunft im Nienoverhaus

Nienover Mittwochabend Ankunft

Nach langer Fahrt und etwas verspätet kamen die Zeitboten – Familie Hellinger und die Familie George zusammen mit den beiden Hunden Mora und Siri endlich im Nienoverhaus an. Trotz der üppigen Ausstattung im Haus nahmen wir noch einiges an Hausrat mit, der am Abend noch ausgeladen werden musste.

Während des Ausladens und Einrichtens stellten wir fest, dass wir den Donnerstag noch brauchen werden, um „unser“ Haus entsprechend einzurichten, d. h. die Belebung des Mittelalterhauses Nienover beginnt für uns effektiv erst richtig am Freitag, frühestens Donnerstagabend.

Um die Umgebung zu erkunden hat Dorit jedoch gleich einen kleinen Selbstversuch durchgeführt, in dem sie mit dem Joch und zwei 10-Liter Eimern Wasser aus dem naheliegenden See geholt hat. Trinkwasser steht zwar im Haus ausreichend zur Verfügung, Dorit kam die kleine Wanderung nach der langen Autofahrt aber dann gerade richtig.

Nach dem wir alles halbwegs verstaut hatten, saßen wir dann gemütlich beisammen – noch mit moderner Kleidung – und machten erstmal ein Feuer im Haus. Dabei verbrachten wir nicht wenig Zeit damit, die Rauchabluftströmungen im Haus zu analysieren. Nach einigen Versuchen mit geöffneten und geschlossenen Fenstern, Toren, Türen und Luken hatten wir zu später Stunde eine vernünftige Lösung gefunden, die es jedoch in den nächsten Tagen noch zu verfeinern gilt.

Die Internetverbindung über ein Mobiltelefon klappt im Nienoverhaus überraschend gut – die Artikel über unsere Erlebnisse der nächsten Tagen sind also gesichert.

Eure Zeitboten auf dem Weg in das Hochmittelalter.

 

 

 

Nienover Unser „Programm“ 2011

Wir betrachten die Woche im Mittelalterhaus als Projekt, indem wir am eigenen Leib erfahren wollen, wie der Tagesablauf eines mittelalterlichen Haushaltes war. Wir wollen den Alltag ausprobieren, wir wollen die täglichen Arbeiten verrichten und auch einfach mal in der Sonne sitzen, wenn es sich ergibt. Ein Display mit Ausstellungsstücken, eine Modenschau oder einen Schwertkampf wird man bei uns vergeblich suchen. Statt dessen kann man uns beim Kochen, Essen, Wäsche waschen, beim Arbeiten in der Backstube oder in der Schusterwerkstatt beobachten. Und nicht nur Beobachten, die schönsten Erlebnisse sind für uns, wenn ein Kind im „Hello Kitty“ T-Shirt mittelalterliche Spiele spielt. Wenn Kinder erfahren wie man Butter macht, hinterher die Buttermilch probieren und ganz erstaunt sind, dass man so etwas auch selber machen kann. Wenn die Erwachsenen erfahren, was es im Mittelalter für Lebensmittel gab und wie lecker mittelalterliche Speisen sein können.
Wir sind jederzeit offen für Fragen und finden Gespräche und Diskussionen mit den Besuchern viel spannender, als einen Vortrag zu halten. Immer wieder ist es interessant, dem Besucher den Vergleich zwischen dem „Heute“ und dem „Damals“ aufzuzeigen und Bezüge zueinander herzustellen.
Während unserer Woche im Mittelalterhaus wollen wir Brot nach alt hergebrachter Art backen, mit angesetztem Sauerteig. Um die Hitze des Ofens auszunützen werden wir Pasteten nach dem „Buoch von guoter Spise“ aus der Zeit um 1340 backen. Wir werden Rezepte aus diesem Buch auf dem offenen Feuer kochen und zeigen, dass man in einem Tongrapen durchaus gut kochen kann. Wir wollen versuchen, Bratwürste herzustellen.
Neben dem leiblichen Wohl wollen wir zeigen, wie Bekleidung von Kopf bis Fuß hergestellt wurde. Der Schuhmacher wird wendegenähte Schuhe bauen. Die Frauen werden das ein oder andere Kleidungsstück zu flicken haben und die Kinder sind schon wieder aus allem herausgewachsen. Und somit muss wieder eine neue Cotte oder ein neues Hemd genäht werden. Wäsche wird gewaschen, denn bei solch einer Horde Kinder bleibt nichts lange sauber. Der Bürger muss seinen Verpflichtungen zur Verteidigung der Stadt nachkommen und kümmert sich um seine Ausrüstung, ein neuer Gambeson muss her. Und der Hof muss auch mal wieder gekehrt werden.
Die Kinder helfen, holen Wasser und haben auch ein bisschen Zeit, in der Sonne zu sitzen und zu spielen. Pilze suchen, Himbeeren sammeln, dies sind Aufgaben, die auch die Kinder mit Freude erledigen. Und eigentlich müssen wir hinaus aufs Feld, die Ernte steht an.