2017 alphacon12 – Ein Bericht über unsere erste Larp-Veranstaltung

Alphacon12…dein (mein) erstes Mal.

Ein Bericht über die Alphacon12, eine Larpveranstaltung speziell für Neueinsteiger.
Veranstalter: Drachenreiter e. V.
19.-21.05.2017 auf dem Jugendzeltplatz, Breuberg – direkt unterhalb der Burg Breuberg.

Ein kleiner Bericht von  “Konrad dem Spießer”, so habe ich mich im Larp getauft, ein Soldatenveteran mit einem rot-schwarzen Gambeson, wattierte Bundhaube und Kettenhaube. Und einem Eisenhut, den ich aber nie anhatte. Der Konrad ist nicht mehr der jüngste, aber sehr kampferfahren. Seine Bewaffnung ist ein ca. 1.80m langer Larp-Spieß.

Vorab: Es hat Spaß gemacht 🙂
Ihr dürft aber trotzdem gerne den Bericht lesen.

Begriffserklärung:
SC = Spielercharakter
NSC = Nichtspielercharakter
SL = Spielleitung

Angereist bin ich mit meiner Ehefrau Dorit, im Spiel Mechthild die Limonadenverkäuferin.
Aufgrund von einigen Nachfragen hier nochmal – ja, es war unser erster Larp. Auch noch nie tabletops, AD&D o.ä. gespielt.
Allerdings waren wir viele Jahre in der SCA (Society for Creative Anachronism, ein Verein mit ca. 30.000 Mitgliedern weltweit) aktiv und waren dort stark in der Organisation eingebunden und öfters mal auf events im Ausland. SCA ist nicht Larp, allerdings sind gewisse Elemente auch dort vorhanden die an Larp erinnern, wie z. B. Hofhaltung und eine Hierarchie in Bezug auf deine Stellung dort. Die Adelstitel werden dort verliehen, König und Königin regieren für sechs Monate, der König muss sich in einem echten Turnier durchsetzen (Vollkontakt mit Rattanwaffen). Ich selbst habe zwar auch eine sogenannte Heavy Fighter Rüstung, kämpfte aber nur sehr selten darin. Dafür begeisterte ich mich mehr für Rapierfechten in der SCA – hier auch Vollkontakt, allerdings mit Stahlwaffen. Letzteres bereitete mir in diesem Event etwas Probleme, dazu weiter unten mehr.
Bei der SCA haben meine Frau und ich vor ca. eineinhalb Jahren alle Posten niedergelegt und werden dort vorerst mal eine Pause einlegen. Wir waren über Jahre hinweg dort sehr engagiert, das endete in einem totalen Hobby-burnout.

Danach fingen wir locker und solo mit Steampunk an, wobei sich gerade bei mir das Interesse daran in letzter Zeit sehr gelegt hat. Hübsch aussehen und von Fotografen umlagert werden ist nicht so mein Ding, da fehlt mir einfach der Inhalt, oder überhaupt der Sinn daran. Für ein Steampunk Feldlager mit Story oder ein Expiditionscorps o. ä. wäre ich eher zu haben, habe ich aber nicht gefunden.

Die jüngste Tochter und meine Frau machen dann noch Cosplay seit kurzem. Da halte ich mich komplett fern von – was soll ich da auch darstellen? Pu der Bär? Hmm würde passen, ich denke mal darüber nach 🙂

Wie sind wir nun zu Larp gekommen? Ein Hobby das wir schon seit Jahren betreiben und dem wir auch noch treu bleiben werden ist Living History. Wir stellen eine Handwerksfamilie um 1300 dar, Kleidung und Leinenzelte sowie Feldküche sind vorhanden, sprich wir können fast ein halbes Feldlager authentisch ausstatten. Im Living History kennen wir seit Jahren den Christian. Er hat uns zur alphacon geführt und macht seit Jahren Werbung dafür, leider hat es bei uns bisher zeitlich nie gepasst. Dieses Jahr nun das…erste Mal.

Und nun das Feedback zum ersten Mal.

 

Feedback allgemein zur Veranstaltung

Die Story: Schöner Spannungsbogen, einige Überraschungselemente, für mich als Newbie alles stimmig gewesen. Für Anfänger war der Inhalt sehr gut zusammengestellt und eine gute Einführung in die verschiedenen Facetten des Larp. Nagut es gab nicht so viele Mages. Mir wurde gesagt, dass es in einem Jahr magelastig im anderen Jahr kampflastig sein kann. Dieses Jahr waren die Kämpfer stark vertreten.

Die NSCs: Waren alle Klasse, ohne Ausnahme. Ich möchte nicht einzelne hervorheben. Das mache ich dann lieber persönlich zu einem späteren Zeitpunkt. Die Mitwirkenden scheinen auch alle nette Leute zu sein, was noch zu beweisen sein wird in der Zukunft haha

Die SC: Ich habe den Eindruck, dass die bunt gemischte Gruppe gut funktioniert hat, keine Dramas, keine hysterischen Anfälle und keiner saß weinend in der Ecke – sehr angenehm. Da habe ich schon anderes erlebt…

Die SL (SchicksaL): Haben bei mir einen sehr professionellen Eindruck hinterlassen. Für mich als Newbie hat es ein paar Stunden gebraucht um euch auszublenden, aber spätestens am Samstagnachmittag wart ihr für mich mehr oder weniger unsichtbar. Als störend habe ich die SL zu keinem Zeitpunkt empfunden, auch nicht zu Beginn. Ich glaube mit so einem headset rumlaufen würde mir auch mal Spaß machen 😉

Workshops: Gute Idee. Ich war nur bei den Kämpfern. Kurz zuvor habe ich mir bei der larpwerker con einen Spieß gekauft. Da stand ich nun, noch nie mit einer larp-Waffe gekämpft. Wir erhielten eine informative kurze Einführung, hat der workshop Leiter auch lustig und kurzweilig rübergebracht, mit ein paar Anekdoten aus dem Larpkampf. Es wurde dann recht schnell dunkel und wir mussten abbrechen von Wegen Sicherheit usw. Ja, klang sehr vernünftig. Aber es kam nachts anders, dazu mehr unten.

Küche: Ich habe jahrelang bei der SCA Veranstaltungen mitorganisiert oder war selber der Organisator, meine Frau hatte bei mehreren Veranstaltungen die Küchenleitung. Und ich kann sagen ihr wart richtig gut 🙂 Leider konnten wir nicht alles kosten, da wir so eine komische Diät machen von wegen ohne Kohlenhydrate usw., daher stand bei uns auf dem Tisch auch selbst Mitgebrachtes, also nicht wundern. Es sind so die Kleinigkeiten die eine Küche auszeichnen, wie z. B. frische Brötchen und gebratenen Speck am Morgen, dann richtige Alternativangebote zu den Hauptmahlzeiten. Stroganov, gute Idee, ja klar aus Kostengründen mit Hackfleisch, mit sauren Gurkenstückchen, genial. Der Sauerkrauteintopf war auch sehr gut. Allen kann man es natürlich nie recht machen, aber von mir erhaltet ihr ein “sehr gut”.

Die Location: Gibt es nichts auszusetzen, alles andere wäre Jammern auf hohem Niveau. Die Toiletten waren sauber, es gab eine extra Geschirrspülstation, eine kalte Dusche war vorhanden. Man kann sich auch mal zwei Tage lang mit einem Waschlappen waschen, meiner Meinung nach. Eine warme Dusche ist für mich auf einem event schon Luxus. Aufgrund der verzweigten Waldwege gab es viele Möglichkeiten für Spielplätze, allerdings zu 90% damit verbunden, dass ich den Berg hochlaufen muss, dazu weiter unten mehr.

 

Feedback in Bezug auf mich persönlich als SC
(ich bin nicht auf jeden Aspekt des Plots eingegangen, nur meine Highlights, auch die Reihenfolge der Ereignisse sind evtl. nicht ganz korrekt)

So, da bin ich nun nach all den Jahren auf einer Larp-Veranstaltung gelandet. Man hörte immer darüber. Mages, die wild gestikulierend und lautstark mit geballter Faust Feuerbälle schmettern, fuchtelnde Kämpfer mit Gummischwertern, die überwiegend unsterblich sind. Schattenwesen mit einem schwarzen Bettlaken springen aus der Hecke oder kratzen nachts an deinem Zelt und machen komische Stöhngeräusche.

Viele Vorurteile wurden mir bereits im Vorfeld durch unseren Bekannten Christian genommen, aber man weiß ja nie 😉

Das Interesse für Larp hat sich bei mir vor ein paar Jahren gebildet als ich mir die Filme “The Gamers”, und “The Gamers – Dorkness Rising” gekauft hatte. Klar natürlich schon eine Verulkung des Genre, aber für mich kamen die Larper da sehr positiv rüber. Dann war da noch diese Doku “Wochenendkrieger”. Fand ich sehr interessant, zwar stark fokusiert auf NSC, aber mir hats trotzdem Spaß gemacht, die Doku anzuschauen. Ich hörte jedoch bereits, dass diese Doku in der Szene stark diskutiert wird.

Als was soll ich nun zu dieser alphacon gehen? Für den Anfang solls einfach sein. Ok, Mensch. Krieger. Im Living History habe ich eine komplette Spießbürger Ausrüstung, d. h. selbst genähter Gambeson, sehr schwer und dick, vernietete Kettenhaube, selbst genähte wattierte Kopfhaube darunter, Eisenhut von einem Plattner. Und einen 2.50m langen Spieß mit scharfer Spitze – gut, lass ich lieber zu Hause. Dann noch von der SCA ein Wiki/Rus-Outfit. Kharkov, hmm irgendwie russisch, passt.

Das ganze Outfit hatte ich zu Hause mal probeweise zusammengestellt. Auweia, dieser authentische Gambeson ist wirklich schwer. Normalerweise stehe ich damit nur als Torwache rum oder nehme an Rüstungsshows teil. Ob man sich im Larp bewegen muss? Wahrscheinlich. Es muss was anderes her. Glücklicherweise hatte ich in einer Truhe noch einen alten schwarz/roten Gambeson mit Frontschnürung, hatte ich ganz vergessen – perfekt.

Fehlt nur noch eine Waffe. Ja natürlich, ein Spieß, trage ich ja auch im living history. Also zur larpwerker con gefahren und Waffen kaufen. Dort traf ich auch Annika und Thorsten, die die Drachenreiter vertraten, kurzes Vorstellungsgespräch gehalten, die Runde gedreht und bei einem Händler einen Spieß gekauft, dann noch ein kleines Messer und eine Sichel für meine Frau, und eine Waldaxt für mich. Beinahe hätte ich noch eine riesige Endzeit-Nerfgun gekauft…

Freitag Nachmittag Anreise. Bei Regen aufbauen, nicht schön.  Es hatte vorher schon massiv geregnet, alles war schlammig. Aber glücklicherweise hatten wir nicht unsere Leinenzelte dabei, sondern nur ein kleines Plastikzelt. Schnell aufgebaut und kuschelig, sagt meine Frau.

Gleich Klamotten anziehen, dann habe ich es hinter mir. 18 Uhr check-in und Abendessen, 19 Uhr workshops, dann “intime”. Letztendlich fing alles später ein, man sagte mir, dass sei normal. Kein Problem, bin ich gewohnt von der SCA 😉

Erster Kontakt mit den SC und NSC. Scheinen ja alles nette Leute zu sein, ein paar ältere sind auch dabei, passt.  Abendessen, schmeckt. Dann eine kurze Ansprache der SL mit den nötigsten Infos. Man soll keine Alleingänge machen, notfalls der SL Bescheid geben. Die Begriffe intime und outtime wurden erklärt. Und das sogenannte aus-x-en, sich aus dem Spiel nehmen. Nach den workshops wären wir dann bis Samstagnacht “in-time”, sagte man uns.

Die Wahl des workshops fiel mir leicht, ich ging zu den Kämpfern. Wir erhielten eine gute Unterweisung. Ich wusste schon im Vorfeld, dass ich mit dem Spieß nicht stechen darf, wegen der Verletzungsgefahr. Ich darf nur seitliche (gestoppte) Hiebe und Schnitte zufügen. Das habe ich dann auch in dem workshop fein geübt. Schon während den Übungen bekam ich bezüglich meiner Waffenwahl ein ungutes Gefühl. Ich halte eine Waffe, die dafür konstruiert wurde zu stechen! Und seit Jahren steche ich mit Rapieren zu, in meiner Jugend war ich ein paar Jahre in einem Fechtclub, habe dort mit dem Florett gekämpft – und zugestochen, was soll man sonst mit einem Florett tun, außer vielleicht ein Z auf die Stirn ritzen, ach Mist geht ja auch nicht. Die Bewegungsabläufe sitzen ganz schön fest in mir, hoffentlich geht das gut. Mitgenommen habe ich noch meinen schweren Eisenhut und wurde dafür gelobt – Kopfschutz sei wichtig. Aber damit viel laufen? Nein, lieber nicht, er könnte ja runterfallen und einen Kratzer abbekommen, oder ich bekomme massive Nackenschmerzen, ab mit dem Helm ins Zelt. Wattierte Bundhaube mit Kettenhaube muss reichen.

Dann war es laut unserem Trainer zu dunkel zum trainieren. Wir alle trafen uns nochmals und wir wurden in einem Tross weg vom Lager geführt.

INTIME – es geht los.

Konrad der Spießer, ein Kriegsveteran. Bei kleinen und großen Schlachten war er dabei, im mittleren Alter, nicht mehr ganz so schnell, aber erfahren. Da lief an der Spitze des Trosses, neben ihm und dahinter weitere Schwertkämpfer, Bogenschützen, Priester, Elben, Halbelben, und Leute die sich noch finden wollen, und eine Frau die Limonaden verkauft und ständig Picknickpause einlegen will.

Ok bei Larp muss man sich bewegen, soviel steht schonmal fest. Wir liefen ein Stück, gut dass ich den Helm im Zelt ließ, der kann auf Dauer ganz schön schwer auf dem Genick lasten. Kein Wunder, dass bei Mittelalterveranstaltungen jeglicher Art die statische schlafende Torwache ein Klassiker ist. Im Living History habe ich den Helm höchsten für eine Stunde auf, hier hätte ich ihn bei langen Märschen und vor allem beim Kampf an – neee das geht gar nicht – mein armer Helm 😉

Eine Kreuzung am Waldrand. Ein Schrei. Jemand rennt an uns vorbei, hilferufend. Einige von uns scheinen hinterher zu laufen und dem Mann helfen zu wollen. Plötzlich aus dem Dunkel von rechts macht sich eine schwer bewaffnete Räuberbande bemerkbar und fordert Wegezoll, Hunger haben sie auch noch, sagen sie.
Mit sowas ist man nicht gerade täglich konfrontiert. Es beginnen erstmal Verhandlungen über den Wegezoll, sie wollen Kupfer und/oder Essen. Ich bemerke, dass meine Mitstreiter die Sache gütlich lösen wollen, vielleicht steckt auch ein wenig Unsicherheit dahinter. Die Sache zieht sich, die Räuber werden immer gieriger. Mir reichts! Macht sie nieder!!!! Erster Fight im Larp. Hey, es ist dunkel. Halloooo, Sicherheit, dunkel usw.? Egal, jetzt gibt es kein Weg zurück. Mist, wie war das nochmal, nicht stechen, stoppen, Gestik und Körpereinsatz, andeuten, schneiden am Körper vorbei. Aaaaaangriff!

Drei Gegner greifen mich an. Ich scheine wohl mit dem Spieß irgendwie als gefährlich eingestuft worden zu sein. Gut. Rumps! Ich steche frontal einem Räuber mit der Spitze in den Bauch. Ach du Sch…. Ein leises “uummmpfff” war zu hören. Ich schmettere dem Getroffenen ein besorgtes “Tschuuuuuldigung” an den Kopf. Ihm scheint es gut zu gehen, er scheint weiterzukämpfen.Hö? Wieso kann er weiterkämpfen? Die Räuberhauptmännin (gibt es so ein Wort?) war recht hartnäckig und wollte nicht so schnell aufgeben. Offensichtlich kämpft sie gerne. Letztendlich haben wir gewonnen und die Räuber flohen. Aha, so geht das also, na ist ja einfach…dachte ich. Ich wurde im Laufe des Events eines besseren belehrt.

Wir gingen in unser Lager zurück, jetzt ein Dorf in Kharkov, alle reden mit einem russischen (kharkovianischen) Dialekt, wir bald auch, und es macht Spaß. Bewohner saßen bei “Orlows” einer Art Taverne. Wir waren auf uns gestellt, die Geschichte begann.

Als alter MMORPG Spieler seit 1998 (Everquest 1 und so ziemlich alles was danach kam) versuchte ich erstmal Informationen zu sammeln, irgendwas oder irgendwer triggert dann schon ein Questlog – öh nein ich glaube so funktioniert das nicht. Da verkaufen zwei Leute Bier, ja erstmal ein Bier trinken (vergessen wir heute mal die Kohlenhydrate, wir sind auf einer verdammten Mission in Kharkov, da geht auch mal ein Bier, oder zwei!). So richtig in Kharkov angekommen fühle ich mich noch nicht, zu viel Real life schwirrt mir noch durch den Kopf. Ich versuche locker rüberzukommen und mache einen Scherz in dem ich laut verkünde, dass ich mir erstmal ein Bier da vorne bei den netten Bardamen hole. Pause. Stille. Böse Blicke auf mich gerichtet. Die beiden Bardamen waren natürlich genau das Gegenteil von Damen. Stolze kharkovianische gestandene Männer, die mir mit ihren Blicken zu verstehen gaben, dass ich kurz davor bin, am nächsten Baum zu hängen. Gut ok, ich bin nun in Kharkov, ich habs verstanden. Man verzieh mir meinem beleidigenden Scherz und verkaufte mir ein Bier.

Gluckgluck, ahhh mein erstes Bier seit Wochen. So jetzt muss es aber flutschen.

Ich setze mich an den nächsten Tisch bei kharkovianischen Einheimischen. Aha, es gibt Probleme im Dorf. Ziegen sterben, nur wenige sind übrig. Ein Kind ist bereits gestorben. Die Bewohner des Dorfes sind sich keiner Schuld bewusst. Eine zeitlang unterhielt ich mich nun über Ziegen, Sorgen und Nöte der Dorfbewohner und das kharkovianische Wirtschaftssystem. An einem Pfosten hing ein Aushang über eine Volchplage – üble allesfressende Biester.  Ja genau, es geht am Wochenende über sterbende Ziegen und wir müssen eine Volchplage bekämpfen, alles klar…

Und dann gab es da noch übel stinkende Volchjäger, die keiner mag, aber eigentlich sehr nette Leute waren. Ein geselliger Rübenbauer, der gerne mitteilt, dass seine Rüben nicht von der Plage betroffen sind.

Wir sitzen nun eine zeitlang in der Taverne (nein, es heißt bei Orlows) und reden mit den Bewohnern. Zu später Stunde dann, ein Raunen geht durch die Taverne, Geister umkreisen uns, die Bäume leuchten wie ein Weihnachtsbaum – sehr beeindruckend, wie haben sie das wohl nur gemacht. Mein Verstand spielt Ping-Pong mit mir, Kharkov-Real Life, Kharkov-Real Life… Ich glaube ich hole mir noch ein Bier…

Plötzlich kommt so ein Geist auch noch auf mich zu. Er kommt näher. Ein Schleier legt sich über mich. Der weibliche Geist spricht mit leiser sanfter Stimme zu mir: Ich solle mich aus-x-en, und ihr folgen, Anweisung der SL. Ähm ja. Ok. Ich folge, und verkünde dem Rest in der Taverne, dass der Geist mich anwies ihm zu folgen…ich….ESEL! Das darf ich doch gar nicht sagen, in dem Moment an dem ich mich aus dem Spiel nehme, also aus-x-e, bin ich im Spiel nicht mehr existent. Und wieder ein leises soooorrrryyy von mir. Ich und drei andere wurden abseits gebracht und an den Rand des Lagers geführt.

Das setting war anscheinend noch nicht fertig und ich durfte sowas wie eine outtime-Blase erleben, Dauer ca. 10 Minuten. Sowas sollte eigentlich gar nicht passieren sagt man mir. Joahmei, ich bin eh noch nicht richtig in Kharkov angekommen. So stehe ich zusammen mit, soweit ich mich erinnern kann, einer Halbelfin, zwei Priestern und natürlich dem Geist und wir unterhalten uns locker über dies und das. Der Geist spielt schon länger Larp und hat den einen oder anderen Tip parat, hey das reimt sich sogar. Dezent im Hintergrund ein SL mit Headset der anscheinend auf irgendein Go wartet.

Es kann losgehen. Wir gehen hinter dem SL her, weiter in den Wald hinein, es war stockfinster. Wir sehen etwas schimmern. Rötliches Licht erhellt die Nacht. Eine Nebelmaschine mitten im Wald? Wir haben nun roten Nebel, dazu sphärische Klänge, oder war das nur Illusion? Der Geist kämpft gegen drei böse Waldgeister oder so ähnlich, die waren ganz schön garstig. Der männliche Walddämon wollte ständig nach einem Herz greifen, unser guter Geist wehrt ab und scheint das Dorf beschützen zu wollen. AHA! Mal was greifbares. Ich verwarf meine Theorie, dass wir einen übernatürlichen dämonischen Ziegentöter im Laufe des Events erledigen müssen.

Die Show ist fertig. Wir x-en uns aus und laufen zurück zum Lager. Die Bäume um das Dorf (unser Zeltplatz) glitzern in bunten Farben. Wirklich beeindruckend.

Wir vier sollen nun ins Lager gehen mit gekreuzten Armen (X) uns dort schlafend hinsetzen und plötzlich aufwachen und den anderen über unsere Vision berichten.

Das machen wir dann auch. Allerdings gelingt es mir nicht gerade gut, das Gesehene in Worte zu fassen. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, zu analysieren wie sie es geschafft haben, die Bäume so bunt zu machen.

Später wurde dann eine gefundene Schriftrolle präsentiert in fremdartiger Sprache. Am nächsten Morgen erfuhr ich, dass manche bis 4 Uhr morgens wachblieben um die Rolle zu entschlüsseln. Grosser Sport! Ich bin dann um kurz vor 2 Uhr morgens ins Zelt, mir hats erstmal gereicht, schließlich war ich vormittags seit 7 Uhr noch im Büro arbeiten.

Samstag.

Erstmal Frühstück – in-time.

Im Laufe des Tages mussten wir nun verschiedene Gegenstände sammeln um am Abend mit diesen ein Ritual durchführen, um den bösen Fluch abzuwehren. Der weibliche Geist vom Vorabend gab mehrmals am Tag Hilfestellung in Form einer schön inszenierten Geistersession (Nebel, Raben krächzen im Hintergrund – es war hellichter Tag, trotzdem so ein wenig „Der Hund von Baskerville“-Feeling). Ich kürze jetzt mal ganz bewusst ab, sonst schreibe ich noch weitere vier Seiten (Edit des Verfassers: es waren dann auch mehr als vier Seiten am Ende).

Ich als Soldat war bei fast allen Exkursionen dabei, man muss ja seine Leute beschützen. Jede location war an einem anderen Ort im Wald, manche mussten mehrmals besucht werden.

Wichtige Erkenntnis: Je nachdem welchen Charakter man spielt, muss man nicht bei jeder Exkursion mitlaufen. Für mich als Soldat gab es da leider keine Alternative, es sei denn ich nehme in Kauf, dass der Tross im Wald ernsthaft Schaden nehmen könnte. Weiterhin ein guter Tipp ist es, ein paar Kämpfer im Lager zu lassen 😉
Im Laufe des Tages wurde einmal das Lager überfallen während wir alle weg waren. Die Kasse von Orlows wurde erbeutet, blöde Sache. Die Familie Orlow is not amused. Hätten wir ein paar Kämpfer im Lager zurückgelassen wäre das vielleicht nicht passiert.

Es war schwülwarm, der Eisenhut blieb sowieso im Zelt, im Laufe des Tages habe ich dann erst die Kettenhaube dann die wattierte Bundhaube weggelassen.

Den Gambeson und die Schuhe ließ ich immer an – einmal ausgezogen mag man diese nicht mehr anziehen, also lieber anlassen.

Larp – danke – kostenloses Cardiotraining 🙂

Im Laufe des Samstags liefen wir mehrmals den Berg hoch und runter und ich lebte mich so langsam in Kharkov ein. Vor Überraschungsangriffen waren wir nie sicher. Mein erster Orkangriff war dann doch recht überraschend, eine ganze Horde kam plötzlich aus der Deckung.

Drei Orks auf mir, ob zeitgleich oder hintereinander kann ich mich nicht mehr erinnern. Jedenfalls bekam ich ordentlich Prügel mit schwerem Gerät.

Und da begann für mich ein essentielles Problem, das sich über den ganzen Samstag hinzog. Ich sehe die Waffen mit denen ich angegriffen werde und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich die ankommenden Schläge schadlos überlebe oder sogar unverletzt bleibe, trotz Gambeson.

So bin ich über das ganze Event hin wahrscheinlich viel zu früh wegen Verletzungen ausgefallen, schon ziemlich blöd so als alter Kriegsveteran mit so einem tollen langen Spieß.

Somit hatte ich auch immer mal wieder die Gelegenheit, mich von sachkundigen Heilern durch Verbände etc. verarzten zu lassen.

Ein weiteres Problem war die Wahl meiner Waffe. Für mich hat sich der Spieß nicht bewährt, ich hätte lieber eine andere Stangenwaffe wählen sollen, vielleicht einen langen Kriegshammer oder ein langes Haumesser. Wie oft habe ich sachgerecht zugestoßen, d. h. geschnitten, leicht den Körper touchierend. Klar, der Gegner nimmt das nicht als Treffer wahr. Das war beim Kämpfen für mich etwas frustrierend. Ich hätte natürlich auch mit dem Spieß zu einem großen mächtigen Schlag ausholen können, unterstützt mit großem Gebrüll. Aber hey, es ist ein Spieß mit einer Spitze, mit dem kann man nicht zuhauen und mit dieser Bewegung jemanden ernsthaft Verletzungen zufügen – verdammte Realität. Und wir erinnern uns, ich darf im Larp nicht stechen oder stoßen.

Für mich im Vordergrund stand jedoch die Bewältigung der Gesamtaufgabe und die verschiedenen Begegnungen mit allerlei bösen, zwielichtigen oder guten Gestalten.

An verschiedenen Stellen im Wald mussten Aufgaben bewältigt werden – habe ich schon erwähnt, dass diese Stellen immer oben im Zentralmassiv des hessischen Odenwaldes stattfanden? Ich glaube schon *schnauf*

Wobei ich hier erwähnen muss, dass ich nicht mehr der jüngste (das ist eigentlich keine Ausrede) aber vor allem nicht der fitteste bin. Es gab bei uns auch einige junge SC und allgemein fittere Menschen als ich. In Bezug auf gameplay und real life ergaben sich da zwei Probleme. Das Tempo war für mich recht schnell. Klar, die jungen Leute wollten so schnell wie möglich zur nächsten Location und zogen immer wieder das Tempo an. Unser Tross splittete sich mehrmals auf und zog sich wahnsinnig in die Länge. Versuche, das Tempo zu verringern, schlugen immer wieder fehl. Es gab im Laufe des Tages dann immer wieder welche die zurückblieben. Das war erstmal kein Problem, mit einem kurzen Halt konnte jeder aufschließen. Vereinzelt hörte man dann aber nörgelnde Stimmen, warum es nicht schneller geht, oder warum die Langsamen nicht im Dorf bleiben – das fand ich etwas unschön. Ich möchte hier noch betonen, dass die mitlaufenden SL rein gar nichts mit dem Tempo zu tun hatten, dieses entstand ausschließlich durch die Gruppendynamik der SC.
Nach erfolgreichen Scharmützeln kam es weiterhin vor, dass die schnellen unter uns ins Dorf zurück liefen und im Spiel Verletzte einfach zurückließen. Dankenswerterweise gab es am Ende der Veranstaltung diesbezüglich einen Hinweis der SL, dass dies nicht gerade empfehlenswert ist – wer weiß welchen Gefahren die verletzten Nachzügler ausgesetzt sind.

Selbst wenn wir noch langsamer vorangekommen wären, hätten wir unser Tagespensum locker geschafft.

Auch im Spiel gilt: Nur gemeinsam sind wir stark 😉
Die SL hätten die Nachzügler oder auch die voranpreschenden Spieler ohne Probleme durch einen massiven Hinterhalt aus dem Spiel nehmen können, für eine gewisse Zeit, oder ganz. Aber sowas macht man natürlich nicht bei einer alphacon.

Nun, wir suchten also den ganzen Tag nach Artefakten um mit diesen ein Abschlussritual abzuhalten und somit die Gesamtaufgabe zu lösen.

Während des Tages, im Dorf, ist in-time (natürlich) ein Kleinkind dem Fluch zum Opfer gefallen. Die Mutter beklagt auf dem Dorfplatz lautstark den Verlust. Das hat die NSC dermaßen gut schauspielerisch rübergebracht, dass es durch Mark und Knochen ging. Ich dachte mir dann auch, oh mit der Frau möchte ich keinen Streit haben 🙂

Und da haben wir die direkte Überleitung zu einem wichtigen Punkt bei dieser Con: Ü18. Ich bin ja Larpneuling und weiß nicht was so bei anderen Cons schreckliches passiert, bei dieser alphacon war lediglich die o. g. Klageszene Ü18 🙂 Sicher geht es auch allgemein um haftungsrechtliche Angelegenheiten, verstehe ich voll und ganz.

Die Ork NSC sahen für mich schon super aus, habe mir aber sagen lassen, dass es gerade bei den SC im Larp richtige Verwandlungskünstler gibt. Da ich nicht weiß, wer hinter den Masken steckte, kann ich auch niemanden benennen, welcher den Ork am besten gegeben hat.

Interessant war auch eine Entwicklung in der Spieldynamik, insofern dass nicht immer die Orks sofort attackiert wurden. In einzelnen Fällen versuchte man mit ihnen sogar zu kommunizieren, oder zu verhandeln, was natürlich immer fehlschlug. Was auch gut ist, denn nur ein toter Ork ist ein guter Ork! Jawoll!

Insgesamt fand ich unseren SC Trupp doch recht gutmütig. Das zeigte sich für mich insbesondere in einer Szene. Wir waren mal wieder im Wald, den Berg hoch – ihr wisst schon. Wir sollten von einem Räuberlager ein Artefakt holen. Wir kamen an, Kräfteverhältnis wir zu Räuber etwa 3:1. Wir trafen aufeinander, die Räuber waren äußerst unkooperativ wollten das Artefakt nicht rausrücken. Die Räuberkommandantin war auf Krawall eingestellt und jederzeit bereit loszuknüppeln – man hat es ihr förmlich angesehen und sie wartete darauf. Einer der Räuber outete sich dann noch als Meuchelmörder. Klare Sache eigentlich. Wir gut, Räuber böse. Und wir sind gnadenlos in der Überzahl. Wir verhandelten dann erstmal…Räuber zum Guten bekehren und so weiter. Das wurde auch gut durch Priester und andere umgesetzt. Letztendlich bekamen unsere Räuber von uns sogar noch einen Diamanten und Kleingeld geschenkt und durften verschwinden – wir bekamen das Artefakt, die Räuber schlürften etwas unterfordert von dannen.
Ok, kann man so machen. In dieser Situation verlor ich jedoch etwas das intime-feeling für mich. Die Räuber waren größtenteils Schwerverbrecher und waren in der Unterzahl. Mit viel viel Glück hätten sie vielleicht ihr gesamtes Hab und Gut, sowie das Artefakt liegen lassen und schleunigst das Weite suchen können. Mehr aber auch nicht. Den Räubern dann auch noch anzubieten, ihrem schlechten Leben zu entsagen und im Dorf als Bauern oder Handwerker unterzukommen ist, ja wie soll ich sagen, etwas realitätsfremd. Die Räuber hatten wohl zuvor auch das Dorf überfallen und ausgeraubt. In vergangenen Zeiten wären die Räuber sofort erschlagen worden. In vielen Fantasywelten bestimmt auch.

Apropos Fantasy. Ein schöner, wenn auch eher ruhiger Moment, war für mich das Zusammentreffen mit einer Dryade, einem Fabelwesen im Wald. Sehr schön gespielt, es war Tag, aber trotzdem ein wenig creepy 🙂

Die Hauptherausforderung als Larp-Newbie war für mich das Einlassen auf die Fantasywelt. Und da erlebt man manchmal Überraschungen wie schnell das gehen kann, bei sich selbst und bei anderen. Sogar meine Frau, die mit zum Event kam, als Mechthild die latent magiebegabte Limonadenverkäuferin. Irgendwann hieß es dann, wir müssen ein Artefakt aus dem Orklager holen. Yeah! Endschlacht! So, Orks, jetzt gibt es einen auf die Mütze, aber so richtig – wir marschieren den Berg hoch – man gewöhnt sich so langsam daran.
Wieder tat ich mich mit unserem Trupp in der Rolle als erfahrener Kriegsveteran sehr schwer. Wir sahen im Wald eine breite Reihe kampfbereiter stampfender Orks. Hinter dieser Reihe lag wohl unser Artefakt. Kräfteverhältnis in etwa gleich. Ich wollte die Reihen ordnen und vorrücken. Das gelang mir nicht so richtig, es wurde in der Gruppe diskutiert, wie man die Orks aus dem Wald locken könne. Eigentlich gute Idee – ein witziger Vorschlag war, unsere Elfen vorzuschicken, die sollten anfangen zu singen um  so die Orks in den Wahnsinn zu treiben, um sie dadurch aus dem Wald und ihrer Deckung hervorzulocken. Das wurde erstmal verworfen. Ich stellte mich in diesem Moment als Pummelkampfelf vor, der da steht und die Gruppe beschließt, ich solle in den Wald laufen was singen – joah Leute ich kann euch sagen das hätte gewirkt, den Orks wäre schwallartig Blut aus den Ohren geschossen und sie wären reihenweise umgefallen.
Letztendlich rückte ein kleiner Stoßtrupp vor, um sie zu provozieren. Hat nix gebracht.
Irgendwie wusste ich das von Anfang an, welcher Feind geht schon aus seiner sicheren Deckung freiwillig raus? Ok, in der realen Geschichte hat das ein paar mal funktioniert, aber die Historiker diskutieren gerne darüber wie dämlich das eigentlich war.
Endlich rückten wir langsam vor, in den Wald hinein, Kämpfer vor, Bogenschützen hinter uns und seitlich – sah gut aus.
Wir näherten uns. Dann wieder aus unseren Reihen der Vorschlag: Hey wir sollten mit den Orks reden. Ok….
Wir standen uns gegenüber, die Orks und unser Friedenscorps. Ein paar wenige Orks konnten bruchstückhaft unsere Sprache. Sie teilten uns grunzend und brüllend mit, dass wir Schuld an dem Tod des Kindes des Orkhäuptlings wären und wir gerade jetzt das Beerdigungsritual massiv stören würden. Gerüchte über ein totes Orkkind hörte ich schon an einem früheren Zeitpunkt. Beide Seiten waren bereit sofort loszuschlagen, die Luft vibrierte.

Jemand aus der hinteren Reihe zwängte sich durch unsere Frontalformation – meine Ehefrau! Äh nein, Mechthild, die latent magiebegabte Limonadenverkäuferin. Diejenige, die immer die letzte war und ständig die Fantasysportgruppe aufhielt.

In dem Moment war ich doch sehr in-time. Alle Götter! Was macht sie da, die Mechthild mit dem kleinen Messer? Sie tritt vor und läßt ihr Messer…fallen, und spricht zu den Orks, vornehmlich zu der Orkmutter, die ihr Kind verloren hat. Eine emotionaler Schlagabtausch zwischen zwei Müttern entstand. Achherrje, jetzt bietet sie sich sogar noch an, mit ins Orklager zu gehen – ich umklammerte fester meinen Spieß und schaue vorsichtshalber nach links und rechts und vergewissere mich, dass unsere Flanken richtig aufgestellt sind, waren sie nicht, zu viele waren rechts, links sah es dünn aus. Verdammt. Verdammt. Da Mechthild zwischen den Reihen stand, behielten wir erstmal die Ruhe, soweit wie es uns möglich war.

Ein weiterer Redner gesellte sich hinzu, ein Priester und noch 1-2 Fußsoldaten glaube ich. Wir wissen, dass die Orks das benötigte Artefakt haben, Mechthild bietet sich als Pfand an im Tausch gegen das Artefakt. Mechthild weist mit glühendem Eifer darauf hin, dass nach geglücktem Ritual der Fluch beendet sei und auch die Orks keine Probleme mehr mit toten Orkbabies haben würden. Der Gedanke war wohl, dass die Orks nach dem geglückten Ritual Mechthild und die kleine Gruppe wieder freilassen würden – viel Glück!

Die kleine Gruppe wird durchgelassen und geht zusammen mit dem Orkhäuptling und seiner Frau hinten zur Beerdigungsstätte, wo auch der Ritualdolch lag, unser begehrtes Artefakt.

Zwischenzeitlich stehen sich die Reihen immer noch tatenlos gegenüber. Wir Menschen, Elben und die Orks ziehen uns gegenseitig ein wenig auf. Ich versuche währenddessen noch unsere eigene Schlachtreihe etwas zu ordnen, sehr unauffällig per Flüsterpost, tja mit den Orks kann man sowas machen!

Nach ein paar Minuten wildem Wehklagens hinten im Lager, kommt Mechthild zurück und spricht zu uns. Ihre Stimme überschlägt sich und sie berichtet über die beschlossene Vereinbarung und dass sie im Austausch gegen den Ritualdolch bei den Orks bleiben würde. Das kam dermaßen authentisch rüber, dass selbst mir als RL-Ehemann die Spucke wegblieb. Hinterher sagte mir meine Frau, dass sie genau in diesem Moment einen kleinen Asthmaanfall hatte. Dieser Umstand kam ihr perfomance-technisch sehr gelegen – Luftnot, schmerzverzerrtes Gesicht, Tränen in den Augen, roter Kopf. Ja, für eine gute Show geben wir alles!

Mechthild geht wieder zurück in unsere Reihen. Irgendwie waren wir jetzt durch. Ich wartete darauf, dass die Orks uns den Ritualdolch geben und wir geordnet den Rückzug antreten.

Plötzlich Hektik. Einer der Fußsoldaten der vorher mit Mechthild zusammen hinter die Orkreihen ging nutzte die Verhandlungszeit und stahl den Ritualdolch und rannte zurück durch die Orkreihen zu uns. Wir haben das Artefakt!

21,22,23…

Beide Seiten versuchten das gerade Geschehene einzuordnen. Im Prinzip eigentlich klar: Ihr Orks seit kräftig gelinkt worden, mit nicht ganz fairen Mitteln. Aber hey es sind Orks, die manchmal ganz schön gemein sein können, das kann ich euch sagen…

24,25,…. “Auf Sie!!!!!”. “Groohrrrzzzaschnach!!!!”, kam es von den Orks.

Was folgte muss man sich in etwa vorstellen wie die Schlacht bei Gondor in Herr der Ringe. Kurzum es war ein fürchterliches Gemetzel.

Wir siegten, mit vielen Schwerverletzten. Nach der Schlacht das übliche Bild. Die leichtfüßigen und unverletzten gingen fröhlich den Berg runter und ließen die Schwerverletzten und den Heiler zurück. So kam es, dass ich zusammen mit einer Hochelfin, einem Halbelfen, und dem Heiler die Nachhut bildete und wir langsam ins Dorf zurückgingen. Jederzeit hätte uns eine versprengte Orkgruppe niedermachen können – wir waren zu wenige.

Der Abend näherte sich und damit das große Abschlussritual.

Ehrlich gesagt waren meine Frau und ich an dem Abend dann schon ziemlich geplättet, klingten uns erstmal aus, und setzten uns ans Lagerfeuer um aus der Distanz die Show zu genießen.

Alle sammelten sich und bildeten einen Kreis mit verschiedenen Verteidigungsringen, das Ritual durfte nicht unterbrochen werden. Dabei passierte etwas bemerkenswertes, nämlich gar nichts.

Ich habe gelernt, ein Grundprinzip des Larp ist, dass man große Aktionen oder Alleingänge immer der SL ankündigen sollte, sonst kann es passieren, dass du stundenlang alleine im Wald hockst oder dass eine ganze Gruppe kein Spielsupport von den NSCs bzw. der SL erhält. In diesem Falle war es so. Die NSCs wurden mit dem spontanen Ritualbeginn überrascht und mussten sich erstmal umziehen, anziehen, schminken und so weiter.

Tja, da standen nun die ganzen SC und vertrieben sich die Zeit mit Kampfübungen usw.

Die NSC stellten kurzerhand eine kleine Geisterablenkung bereit, es hat eine zeitlang gedauert aber dann ging es richtig los, Geister, Schatten und allerlei Geschöpf machte es unseren Leuten nicht gerade einfach. Am Ende glückte das Ritual und der Fluch war beseitigt.

In der Nacht wechselte man dann in out-time. Dies geschah ohne spezielle Ankündigung meines Wissens.

Meine Frau und ich gingen dann irgendwann ins Zelt, wir zogen uns zurück, müde, kalt und erschöpft.

Am nächsten Morgen während des Frühstücks gab es von der SL ein kurzes Resumee, und die Organisatoren sowie alle Mitwirkenden wurden nochmals vorgestellt. Besonders beeindruckend war die Tatsache, dass ein Mitglied der alphacon12-Organisation selbst letztes Jahr als Neuling auf der alphacon 11 teilnahm. Chapeau!

Das Lager war schnell abgebaut, wir verabschiedeten uns und fuhren nach Hause.

Fazit:

Mir hat es sehr viel Spaß bereitet. Die alphacon war ein sehr guter Einstieg in die Larpwelt. Während ich den Text schreibe, informiert sich meine Frau bereits über Magie und Alchemie. Und ich surfe im Internet auf der Suche nach einer anderen Stangenwaffe. Demnächst veranstalten die Drachenreiter ein weiteres Larp: G43, “Jenseits der Stille”. Vom 25. bis 27. August 2017 auf dem Jugendzeltplatz in Groß-Umstadt. Die Spielerplätze seien wohl schon belegt, aber man sucht noch händeringend nach NSCs. Im Moment überlegen meine Frau und ich dort als NSC teilzunehmen.
Wer weiß, vielleicht gibt es dann demnächst einen Bericht aus der Sicht eines NSC-Newbie 🙂
Die kommenden Drachenreiter Stammtische in Darmstadt haben wir uns auch schon mal vorsorglich im Terminkalender reserviert.

Euer
Thomas Hellinger

aka “Konrad der Spießer”, oh mit einer anderen Waffe muss ich den Namen dann aber ändern 😉